Spielanalyse

Sieg zum Auftakt: Spanien knackt Japans Defensive

Weltmeisterinnen gewinnen nach Rückstand

NANTES, FRANCE - JULY 25: Aitana Bonmati #6 of Team Spain runs with the ball under pressure from Aoba Fujino #15 of Team Japan during the Women's group C match between Spain and Japan during the Olympic Games Paris 2024 at Stade de la Beaujoire on July 25, 2024 in Nantes, France. (Photo by Robert Cianflone/Getty Images)
  1. Felix Melchers

    Felix Melchers, Redakteur der DFB-Trainerzeitschrift „Fußballtraining“, analysiert Qualitätsmerkmale im internationalen Fußball.

Gleich zum Auftakt des Olympischen Frauenfußballturniers kam es in Nantes zu einem Duell zweier Top-Teams: Spanien traf auf Japan. Während die Weltmeisterinnen des vergangenen Jahres den nächsten Titelgewinn forcieren, dürfen auch die Asiatinnen, deren Spielerinnen sich auf viele europäische Spitzenmannschaften verteilen, auf Edelmetall hoffen. 

In der Weltspitze etabliert

Japan gewann 2011 als erstes asiatisches Team überhaupt die Weltmeisterschaft und holte bei den Olympischen Spielen 2012 Silber. 2015 reichte es in der Neuauflage des WM-Endspiels gegen die USA zum zweiten Platz. Seitdem qualifizieren sich die Japanerinnen ausnahmslos für die K.o.-Runden – scheiterten 2019 jedoch im Achtelfinale an der Niederlande und vier Jahre später gegen Schweden. 

Spaniens Erfolgsgeschichte begann später. 2015 erreichte die Auswahl erstmals die Endrunde einer Weltmeisterschaft. Nach der Vorrunde war allerdings schon Schluss. 2023, beim Finalturnier in Australien und Neuseeland, gelang der erste Sieg in einem K.o.-Spiel. Weitere Siege sollten folgen – am Ende feierte das Team den WM-Titel. Spätestens seitdem ist die Mannschaft in der Weltspitze des Frauenfußballs angekommen. 

Spielen um zu Siegen

Von der Zurückhaltung, die erste Partien eines großen Turniers oftmals auszeichnet, war in diesem Auftaktspiel keine Spur. Beide Teams präsentieren sich offensiv, aktiv und aggressiv. 53 Sekunden dauerte es, bis die Spanierinnen das erste Mal die gegnerische Torfrau prüfen. Daraufhin entwickelt sich ein offener Schlagabtausch, bei dem Spanien zwar dominant auftrat, Japan jedoch mutig und konsequent verteidigte. Sie agierten mit klassischem Mittelfeldpressing im 4-4-2, lenkten nach außen und blockten immer wieder die Verlagerung. So gelang es ihnen, die Linien zu halten, nicht zu tief fallen zu müssen und aggressiv nach vorne in den Umschaltmoment verteidigen zu können.

Grundordnungen Offensiv und Defensiv

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    1. Die Japanerinnen positionieren sich bewusst so, dass sich Batlle nur mit einem riskanten Pass in den Druck auf Patri im Zentrum befreien kann.

    2. Unter Druck misslingt Patris erster Kontakt und sie muss den Ausweg zurück zu Batlle an der Seitenlinie nehmen.

    3. Gemeinsam – wenn auch unsauber – gelingt ihnen die Befreiung in Unterzahl aus dem Druck…

    1. …doch Japan bleibt drauf und hat die ballferne Seite bereits im Blick für die nächste Attacke.

    2. Laia Alexandri dribbelt nicht genug an, um ihre Mitspielerinnen freizumachen…

    1. …Miyazawa fängt den Pass ab und macht das Spiel mit dem zweiten Kontakt schnell…

    2. …Tanaka hält das Tempo und leitet mit dem ersten Kontakt weiter auf die tief startende Fujiino.

    3. Fujinos Timing passt ideal zu Tanakas Zuspiel. Im Strafraum schließt sie direkt mit dem ersten Kontakt ab und hat nur eine Minute nach Spaniens erstem Warnschuss die große Chance zum Führungstreffer auf dem Fuß – Cata Coll im spanischen Tor hält jedoch überragend.

Spanische Dominanz in Halbzeit zwei

Im zweiten Durchgang konnten die Japanerinnen ihr intensives Spiel gegen den Ball nicht aufrecht erhalten und wurden von den Spanierinnen immer weiter in der eigenen Hälfte eingeschnürt. Phasenweise organisierten sie sich dann in einem 5-4-1 Abwehrpressing, um den 1-1 Zwischenstand bestmöglich zu verteidigen. Das spanische Drängen zahlte sich jedoch aus, als Mariona Caldentey nach Vorarbeit von Bonmati in Minute 74 anspruchsvoll traf.

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Kein Team enttäuscht

Der erste Auftritt Spaniens gegen starke Japanerinnen war vielverprechend und steigert die Vorfreude auf den weiteren Turnierverlauf. Gerade in der ersten Halbzeit schaffte es Japan immer wieder, die übermächtig wirkenden Gegnerinnen in Schach zu halten und offensiv gefährlich zu werden. Aus einer ebenso gut wie einfach organisierten Defensive mit variablen Höhen heraus kamen sie immer wieder zu aussichtsreichen Ballgewinnen und Umschaltmomenten. Am Ende setzte sich die Qualität der Spanierinnen jedoch durch, die die immer müder werdenden Japanerinnen gnadenlos weiter laufen ließen, bis sich die spielentscheidende Lücke ergab.

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