Portugal: Europameister 2016
Die Südeuropäer gewannen ihren ersten großen Titel
Portugal spielte eine kuriose Endrunde. Nach einer sieglosen Vorrunde qualifizierte sich das Team von Trainer Fernando Santos nur als Tabellendritter für das Achtelfinale. In der K.o.-Runde ging die Serie der Unentschieden weiter, lediglich das Halbfinale gegen Wales konnten die Portugiesen in den regulären 90 Minuten für sich entscheiden. Wie reagierte Santos auf die Resultate? Er vertraute auf einen Kern an Spielern, nahm aber nach der nicht optimal verlaufenen Gruppenphase auch einige personelle Anpassungen vor.
Portugals Top-Elf nach Einsatzzeiten
Torhüter Rui Patricio durfte als einziger Portugiese alle Turnierminuten absolvieren. Allerdings hätte selbiges wohl auch für Kapitän Cristiano Ronaldo gegolten, hätte er sich im Endspiel gegen Frankreich nicht verletzt auswechseln lassen müssen. Nani war der dritte Akteur, der in jedem Spiel von Beginn an ran durfte. Pepe war eine weitere Konstante im portugiesischen Team, das von Trainer Santos während des Turniers immer wieder korrigiert wurde. Spieler wie Jose Fonte, Cedric Soares oder Adrien Silva blieben in der Vorrunde ohne jede Einsatzminute. Ab dem Achtelfinale jedoch gehörte das Quartett zu jeder Startformation. Ein Indiz dafür, dass Santos mit den Darbietungen in den ersten Spielen gegen Island (1:1), Österreich (0:0) und Ungarn (3:3) nicht zufrieden gewesen ist. Andere Akteure rotierten hingegen raus. Zum Beispiel Ricardo Carvalho und Vieirinha, die in der Vorrunde durchspielten und anschließend nur noch zuschauen durften. Ähnlich erging es Andre Gomes, den Santos in den ersten vier Partien noch von Beginn an aufbot. In der entscheidenden Turnierphase spielte er lediglich 16 Minuten gegen Wales. Carvalho, Vieirinha und Gomes finden sich letztendlich auch nicht in der Top-Elf nach Einsatzzeiten wieder.
Drei Spätstarter
Die Kernteams der Halbfinalisten
Frankreich erreichte bei der Heim-EM das Endspiel und stellte im erweiterten Kernteam mit sechs Feldspielern doppelt so viele wie Portugal. Noch konstanter zeigten sich die Waliser in ihrer Besetzung. Ein Blick auf die Einsatzzeiten verrät, dass Trainer Chris Coleman in jeder Partie ein nahezu identisches Team auf das Feld schickte. Derweil verfügte Deutschland über fünf Spieler, die in jeder Turnierminute auf dem Platz standen – mehr als jeder andere Halbfinalist.
Auf Hugo Lloris, Patrice Evra und Bacary Sagna war zu jeder Sekunde Verlass. Mit insgesamt sieben Spielern aus allen Mannschaftsteilen kam der Gastgeber auf ein vergleichsweise großes erweitertes Kernteam. Vor allem stand dieses beginnend mit dem Achtelfinale gegen Irland nahezu durchgängig gemeinsam auf dem Platz. Trainer Didier Deschamps schien seine erste Elf spätestens ab diesem Zeitpunkt gefunden zu haben. Lediglich Laurent Koscielny und Antoine Griezmann wechselte er aus dem erweiterten Kernteam noch jeweils einmal aus.
Nicht viele hatten mit den Walisern im Halbfinale gerechnet. Möglich wurde dieser Erfolg dank eines eingespielten Teams. Denn gleich sechs Spieler standen in jeder Partie in der Startformation. Und wären Ben Davies und Aaron Ramsey für das Halbfinale gegen Portugal nicht gelbgesperrt gewesen, hätte die Anzahl noch höher sein können. Trainer Chris Coleman vertraute seinem Team, verzichtete auf Rotation und wechselte seine Leistungsträger nur selten aus. Mit insgesamt neun Spielern im Kernteam und einem weite- ren im erweiterten stellte Wales eine sehr konstante Mannschaft.
Bundestrainer Joachim Löw schenkte gleich fünf Spielern jede einzelne Turnierminute. Manuel Neuer, Jonas Hector, Mesut Özil, Toni Kroos und Thomas Müller bildeten den harten Kern und gemeinsam mit Jérôme Boateng das Kernteam. Hinter dem Sextett verteilten sich die Einsatzminuten dann auf mehrere Schultern. Lediglich Benedikt Höwedes stand zusätzlich noch in jeder Partie auf dem Rasen. Joshua Kimmich, der gegen die Ukraine und Polen noch zuschauen musste, sicherte sich dann im weiteren Turnierverlauf seinen festen Platz im Team.