Italien: Europameister 2020
Squadra Azzura feiert zweiten Kontinentaltitel der Verbandsgeschichte
Nachdem Italien die vergangene WM-Endrunde 2018 noch verpasst hatte, meldeten sich die Südeuropäer umso eindrucksvoller auf großer Bühne zurück. Das Team von Trainer Roberto Mancini spielte ein herausragendes Turnier und gewann den zweiten EM-Titel nach 1968. Schon früh schwang sich Italien zum Mitfavoriten auf: Sie dominierten die Vorrunde und kassierten keinen einzigen Gegentreffer. In den beiden Finalspielen kam dann noch das nötige Glück dazu – mit zwei Siegen nach Elfmeterschießen im Halbfinale gegen Spanien und im Endspiel im Wembley gegen England.
Italiens Top-Elf nach Einsatzzeiten
Trainer Roberto Mancini wollte möglichst vielen Spielern Einsatzzeit geben. Deshalb kam es in der Schlussminute des abschließenden Gruppenspiels gegen Wales sogar zu einem Torwartwechsel. Mancini profitierte von den fünf erlaubten Auswechslungen und setzte alle Feldspieler ein. Folglich fiel das erweiterte Kernteam mit lediglich vier Spielern klein aus. Kein weiterer kam zudem in die Nähe von den erforderlichen 80% an Gesamtspielzeit. Mancini konnte sich auf die Quantität an Qualität in seinem Kader verlassen und hatte auf der Bank stets die passenden Alternativen. Zwei Stammkräfte wurden zudem von Verletzungen ausgebremst. Innenverteidiger Giorgio Chiellini verletzte sich im Spiel gegen die Schweiz, fehlte dann gegen Wales und Österreich, war aber in den letzten drei Turnierpartien wieder fit und gesetzt. Und hätte sich Leonardo Spinazzola im Viertelfinale gegen Belgien nicht die Achillessehne gerissen, hätte sein Trainer auf der Position des Linksverteidigers womöglich nicht korrigiert.
Die Kernteams der Halbfinalisten
England und Dänemark wiesen größere Kernteams auf als Italien. Derweil kam Spanien ebenfalls auf vier Spieler. Bei den beiden Halbfinalisten spielten jeweils drei Spieler das komplette Turnier durch. Auf Seiten der Engländer genoss dieses Privileg nur Torhüter Jordan Pickford. Das größte erweiterte Kernteam stellte Dänemark mit insgesamt acht Spielern, das kleinste die Spanier mit vier Akteuren. Verglichen mit den vorherigen Turnieren nahm die Anzahl der Spieler im erweiterten Kernteam deutlich ab. 23 Akteure stellten die vier Halbfinalisten gemeinsam. Bei der WM 2018 waren es noch 29 gewesen, bei der EURO 2016 und der WM 2014 jeweils 26. Ursächlich dafür könnte die geänderte Wechselregel sein. Womöglich hat die Option, fünf anstatt drei Spieler auszutauschen, die individuellen Spielzeiten herabgesetzt.
England habe in der Breite einen der besten Kader, mutmaßten viele Expert*innen vor dem Turnier. Trainer Gareth Southgate hatte sich allerdings einen festen Stamm ausgeguckt, den er in jedem Spiel auf den Rasen schickte. Jordan Pickford, John Stones, Kalvin Philipps, Harry Kane und Raheem Sterling fehlten in keiner Startformation. Mit Kyle Walker und Luke Shaw komplettierten zwei weitere Spieler das erweiterte Kernteam, die beginnend mit dem letzten Gruppenspiel gegen Tschechien immer von Beginn an mitmischen durften. Harry Maguire fehlte derweil noch in den ersten beiden Partien, verpasste dafür dann in den letzten fünf keine Minute mehr.
Nach zwei enttäuschenden Turnieren erreichte Spanien bei der EURO 2020 wieder das Halbfinale. Ähnlich wie Champion Italien kamen die Iberer mit nur vier Spielern im Kernteam aus, einer davon war Torhüter Unai Simon. Trainer Luis Enrique wechselte regelmäßig seine Formation und brachte in der K.o.-Runde mit Cesar Azpilicueta und Sergio Busquets zwei Spieler, die in den ersten beiden Partien noch gar keine Rolle gespielt hatten. Pau Torres ging in den Spielen gegen Schweden und Polen über die vollen 180 Minuten, war aber im weiteren Turnierverlauf bei seinem Trainer deutlich weniger gefragt. Der schwache Start mit nur zwei Punkten aus zwei Spielen könnte ein Grund für Enriques allgemeine Rotation gewesen sein.
Acht Spieler landeten bei der von Trainer Kasper Hjulmand trainierten Mannschaft im erweiterten Kernteam – sieben von ihnen spielten stets von Beginn an. Ein Trio, bestehend aus Torhüter Kasper Schmeichel und den Mittelfeldspielern Pierre-Emile Højbjerg und Joakim Mæhle waren in jeder Minute mit dabei. Auch auf Stürmer Martin Braithwaite schien Hjulmand nur ungern verzichten zu wollen. Die letzten fünf Minuten im Gruppenspiel gegen die Russen waren die einzigen, die sich der Barcelona-Profi von außen anschauen musste.