Frankreich: Weltmeister 2018
Der zweite Stern für die Equipe tricolore
20 Jahre nach dem ersten Triumph war es wieder soweit: Frankreichs Fußball-Nationalmannschaft gewann zum zweiten Mal nach 1998 die Weltmeisterschaft. Als Favorit ins Turnier gestartet blieb das Team von Trainer Didier Deschamps in der gesamten Endrunde unbesiegt – entschied darüber hinaus alle vier K.o.-Spiele in den regulären 90 Minuten für sich. Frankreich wurde vorher von vielen Experten die größte Quantität an Qualität attestiert. Deschamps verstand es, mit seiner Qual der Wahl eine erfolgreiche Mannschaft zu formen.
Frankreichs Top-Elf nach Einsatzzeiten
Das Weltmeister-Team der Franzosen zeichnete eine große personelle Konstanz aus – mit einer Ausnahme. Im dritten und bedeutungslosen Gruppenspiel gegen Dänemark rotierte Deschamps. Mit Djibril Sidibe, Presnel Kimpembe, Thomas Lemar sowie dem später eingewechselten Benjamin Mendy bot der Coach gleich vier Feldspieler auf, die in keinem weiteren Spiel zum Einsatz kamen. Leistungsträger wie Samuel Umtiti, Benjamin Pavard und Paul Pogba wurden geschont, sogar Torhüter Hugo Lloris erhielt eine Pause. Maßnahmen, die das Bild der Einsatzzeiten verfälschen. Denn das erweiterte Kernteam mit zehn Spielern, die individuell mindestens 80% aller Spielminuten absolviert haben, ist groß. Abgesehen von der Partie gegen Dänemark, standen diese zehn Akteure nahezu immer gemeinsam in der Startelf. Deschamps schien von seinem Kern überzeugt zu sein. Denn die Zahlen beweisen: Auch vorzeitige Auswechslungen hat es während der sechs Begegnungen kaum gegeben. Nur ein einziges Mal tauschten die Franzosen einen der zehn erweiterten Kernspieler vor der 70. Minute aus. Demzufolge scheint es verständlich, dass Deschamps das Dänemark-Spiel nutzte, um die Akkus einiger Spieler wieder aufzuladen. Er wusste wohl, dass er sie noch brauchen würde.
Die Kernteams der Halbfinalisten
Zehn Spieler im erweiterten Kernteam – das schaffte kein anderer Halbfinalist. Die Franzosen stellten den Bestwert. Bei den Kroaten, Engländern und Belgiern fielen die individuellen Einsatzzeiten der Leistungsträger deutlich geringer aus. Frankreich hatte zehn Spieler, die individuell mindestens 84% der Gesamtminuten absolvierten. Kroatien kam in dieser Statistik auf acht, Belgien auf fünf und England auf vier Spieler. Dennoch zeigte sich bei allen vier Nationen eine große Gemeinsamkeit: Alle Mannschaften waren vor dem abschließenden Gruppenspiel bereits für das Achtelfinale qualifiziert und rotierten. Englands Trainer Gareth Southgate wiederholte das Prinzip teilweise im Spiel um Platz 3 und verzichtete auf Spieler, die mit den Einsatzminuten womöglich den Sprung ins Kernteam geschafft hätten.
Nicht einmal Torhüter Danijel Subašić stand zu jeder Sekunde auf dem Platz. Das lag aber auch daran, dass die Kroaten bereits nach dem zweiten Gruppenspiel für das Achtelfinale qualifiziert waren und in der bedeutungslosen Begegnung gegen Island gleich auf vier Spieler aus ihrem Kernteam verzichten konnten. Jene Partie ausgenommen, standen die elf kroatischen Spieler, die über das Turnier die meisten Einsatzminuten gesammelt haben, aber jedes Mal auf dem Platz. In allen K.o.-Spielen, beginnend mit dem Achtelfinale gegen Dänemark, blieb die Startelf unverändert.
Die Belgier starteten mit deutlichen Siegen über Panama und Tunesien ins Turnier und konnten es sich leisten, beim 1:0-Erfolg über England zahlreiche Stammspieler zu schonen. Die Pause schien vielen Spielern gut zu tun. Denn mit Thibaut Courtois, Toby Alderweireld, Jan Vertonghen, Kevin De Bruyne, Axel Witsel und Eden Hazard bestand das Kernteam aus einem Sextett, das die komplette K.o.-Runde durchspielte. Ab dem Achtelfinale ging mit Vincent Kompany ein weiterer Spieler über die volle Distanz, der zu Beginn des Turniers noch aufgrund einer Verletzung zuschauen musste.
Mit dem Abschluss der Gruppenphase schien Trainer Gareth Southgate sein Wunschteam gefunden zu haben. Neben Torhüter Jordan Pickford absolvierten ab dem Achtelfinale auch Josh Stones, Harry Maguire, Kieran Trippier und Harry Kane jede Spielminute. Das Kernteam blieb allerdings mit fünf Spielern vergleichsweise klein. In dieser Rechnung muss jedoch berücksichtigt werden, dass im letzten Gruppenspiel gegen Belgien beinahe die komplette Mannschaft geschont wurde. Stones und Maguire spielten jeweils eine Halbzeit und waren damit die einzigen Feldspieler aus der Stammelf, die überhaupt zum Einsatz kamen.