Deutschland: Weltmeister 2014

Die DFB-Auswahl gewinnt den vierten Stern

Deutschland bejubelt den WM-Titel

Fast ein Vierteljahrhundert war seit dem Triumph von Rom vergangen. Im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro hatte das Warten endlich ein Ende. Das 1:0 gegen Argentinien, erzielt in der Verlängerung durch Mario Götze, sicherte Deutschland den vierten Weltmeistertitel. Der grandiose Abschluss eines Turniers, in dem das Team von Trainer Joachim Löw Höhen und Tiefen durchlebte. Der 4:0-Auftaktsieg über Portugal sowie das historische 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien standen im Kontrast zu den Partien gegen Ghana und Algerien. Dennoch verzichtete Trainer Joachim Löw im Verlauf der Endrunde auf größere personelle Rochaden – und gelangte mit dieser Strategie ans Ziel.

Sieben DFB-Spieler absolvierten gemeinsam 93% der Gesamtspielzeit. Ein besonders hoher und in unserer Analyse einmaliger Wert.
Dr. Thomas Hauser

Deutschlands Top-Elf nach Einsatzzeiten

Deutschland stellte ein großes Kernteam: Gleich sieben Spieler absolvierten über 80% aller Spielminuten und standen in jedem Turnierspiel in der Startformation. Mit Manuel Neuer, Benedikt Höwedes und Philipp Lahm kam ein Trio auf die komplette Einsatzzeit. Zudem fehlte Toni Kroos für diesen Wert lediglich eine Minute. Aber auch Thomas Müller, Mesut Özil und Jérôme Boateng absolvierten über 93% der Gesamtspielzeit. Zahlen, die beweisen, dass Trainer Joachim Löw sein Team während des Turnierverlaufs nur punktuell verändert hat. Eine Korrektur nahm er in der Innenverteidigung vor. Per Mertesacker war bis einschließlich des Achtelfinalspiels gegen Algerien gesetzt. Dann jedoch musste er seinen Platz räumen: Lahm rückte aus dem defensiven Mittelfeld auf die Position des Rechtsverteidigers, Boateng spielte dafür ab sofort zentral und verdrängte Mertesacker somit auf die Bank. Den freien Posten im Mittelfeld übernahm Bastian Schweinsteiger, der mit Beginn des Viertelfinalspiels gegen Frankreich keine Minute mehr verpassen sollte.

Vier Vollzeitkräfte

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Deutschland WM 2014

Weg zur Endrunde

Spielten Deutschlands Weltmeister schon vor dem Turnier konstant zusammen? Ab welchem Zeitpunkt formierte sich das Kernteam, das in Brasilien den Titel gewann? Ein Blick auf die Einsatzzeiten der 22 Qualifikations- und Vorbereitungsspiele gibt Auskunft.

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Die Kernteams der Halbfinalisten

Argentinien erreichte erstmals seit 1990 wieder das Halbfinale einer WM-Endrunde. Das Turnier endete wie das damalige in Italien: mit einer 0:1-Niederlage im Endspiel gegen Deutschland. Im Hinblick auf die Einsatzzeiten erreichten die Südamerikaner mit sechs statt sieben Kernspielern ähnliche Werte wie Deutschland. Auch die Niederländer, die in der Vorschlussrunde im Elfmeterschießen an Argentinien scheiterten, stellten sechs. Brasilien verfügte mit lediglich vier Spielern über das kleinste Kernteam aller Halbfinalisten. Trainer Luiz Felipe Scolari musste allerdings aufgrund einiger Verletzungen umdisponieren und rotierte darüber hinaus im abschließenden Spiel um Platz 3.

  1. Finalgegner Argentinien bot in den sieben Turnierspielen eine konstante Elf auf. Torhüter Sergio Romero verpasste genauso wie Javier Mascherano, Pablo Zabaleta und Ezequiel Garay keine einzige Minute. Weltfußballer Lionel Messi wurde lediglich im dritten Gruppenspiel gegen Nigeria ausgewechselt – allerdings zu einem Zeitpunkt, an dem die Südamerikaner bereits für das Achtelfinale qualifiziert waren. Argentinien musste zudem einige Extraschichten schieben und aufgrund der Verlängerungen gegen die Schweiz, die Niederlande und Deutschland insgesamt 90 Zusatzminuten absolvieren. Innenverteidiger Federico Fernandez verpasste bis einschließlich des Achtelfinalspiels keine einzige Minute, war aber anschließend nur noch Reservist.

  2. Ron Vlaar und Arjen Robben waren beim Finalturnier für Bondscoach Louis van Gaal unverzichtbar. Mit Jasper Cillessen, Stefan de Vrij und Daley Blind stand zudem ein Trio in jeder Partie in der Startformation. Für Wesley Sneijder galt bis zum Platzierungsspiel das gleiche, in der Begegnung um Platz 3 wurde er nicht mehr eingesetzt. Insgesamt hatten die Niederländer nur sechs Akteure, die in jedem Spiel auf dem Platz standen. Daryl Janmaat spielte zum Beispiel die Gruppenphase durch, wurde im Anschluss aber nur noch sporadisch berücksichtigt. Stürmer Dirk Kuyt schaute in den beiden Auftaktspielen zu, bevor er sich als Stammkraft im Team Oranje etablierte.

  3. Abwehrchef David Luiz war neben Torhüter Júlio César der einzige Feldspieler, der jede Minute spielte. Darüber hinaus war Mittelfeldspieler Oscar noch in allen Startformationen vertreten. Allerdings rotierte Trainer Luiz Felipe Scolari im Platzierungsspiel und setzte Marcelo und Fred nicht mehr ein. Auch auf Verletzungen musste der Coach der Selecao reagieren. Leistungsträger Neymar, der ebenfalls viel gespielt hatte, stand dem Gastgeber ab dem Halbfinale nicht mehr zur Verfügung.

Argentinien und die Niederlande waren bereits vor dem abschließenden Gruppenspiel für das Achtelfinale qualifiziert. Dennoch verzichteten die beiden Trainer auf größere personelle Wechsel.
Dr. Thomas Hauser