Podcast mit Tommy Stroot
Beurteilungsvermögen
Aufgenommen wurde die Folge am 22.01.2024
Trainer*innen schätzen Sachverhalte und Problemsituationen zutreffend ein. Sie steigern fortlaufend die eigene Urteilsfähigkeit und lassen sich durch die Praxis belehren.
Tommy Stroot über …
… die richtige Perspektive
Vor allem junge Trainer*innen agieren häufig trainerzentriert. Der Fokus sollte jedoch auf den Spieler*innen liegen. Es ist wichtig, gelegentlich eine Beobachterrolle einzunehmen, Freiheiten zu geben und bei Bedarf Hilfestellung anzubieten. Je höher die Spielklasse, desto unabhängiger müssen Spieler*innen sein und eigene Lösungen entwickeln. Empathie hilft Trainer*innen dabei, Vertrauensverhältnisse aufzubauen. Bei allem Leistungsdruck sollte nicht vergessen werden, dass Fußball ein Spiel ist und vor allem Freude bereiten soll.
… die Verpflichtung von Spieler*innen
Im Vorfeld einer Verpflichtung sollte geprüft werden, ob eine Spielerin / ein Spieler zum Verein und Team passt. Eine detaillierte Analyse signalisiert Spieler*innen, dass sie vom Verein wertgeschätzt werden. Damit möglichst viele Perspektiven einfließen, sollten alle Mitglieder des Trainerstabs beteiligt sein. Ebenso sollten relevante Daten erhoben und einbezogen werden, um informierte Entscheidungen treffen zu können. Trainer*innen sollten einen konkreten Entwicklungsplan aufstellen, der Spieler*innen gegenüber offengelegt wird – selbst wenn dieser zunächst nur wenig Einsatzzeit vorsieht.
… Leistungsbeurteilung
Die laufende Beurteilung der Entwicklung von Spieler*innen erfordert Wachsamkeit und Energie. Trainer*innen sollten sich dabei immer wieder selbst hinterfragen. Es ist wichtig, einen Instinkt dafür zu entwickeln, welche konkreten Spielsituationen in Bewertungen einfließen. Um Wahrnehmungsfehler auszuschließen, sollten Beurteilungen aus der Emotion heraus, zum Beispiel während eines Spiels, vermieden werden. Für eine objektive Beurteilung sind Gelassenheit und eine entspannte Atmosphäre wichtig.
… klare Kommunikation
Teamtaktische Aspekte sollten in der gesamten Gruppe besprochen werden. Dabei ist ein sachlicher Umgang mit Kritik sehr wichtig. Trainer*innen sollten Spieler*innen klar machen, dass es bei einer Beurteilung immer um die individuelle oder mannschaftliche sportliche Entwicklung geht, nie um Persönliches. Bei Feedback zu individuellen Fehlern ist es wichtig, dass der richtige Rahmen, zum Beispiel in Form eines Einzelgesprächs mit einer Co-Trainerin / einem Co-Trainer, gewählt wird. Harte Entscheidungen sollten lieber schnell kommuniziert werden, statt Spieler*innen über längere Zeit im Unklaren zu lassen. Trainer*innen behalten so die Kontrolle über die Situation, und der Blick kann nach dem Gespräch nach vorn gerichtet werden.
… die Zusammenarbeit im Trainer*innen-Team
Eine offene Diskussionskultur ist zwischen Trainer*innen sehr wichtig. Trainer*innen-Teams sollten möglichst divers sein, damit eine Bandbreite von Perspektiven abgedeckt wird. Alle Mitglieder sollen ihre unterschiedlichen Erfahrungen einbringen dürfen. Co-Trainer*innen haben oft ihre eigene Art zu kommunizieren, die in bestimmten Situationen mehr Wirkung entfalten kann als die der Cheftrainerin / des Cheftrainers. Das Team sollte sich gegenseitig Feedback zur Kommunikation mit Spieler*innen geben und darauf achten, dass Ansprachen prägnant gehalten werden. Es kann hilfreich sein, Ansprachen aufzuzeichnen und nachher zu analysieren.
… Führung und Timing
In Konfliktsituationen mit Spieler*innen ist es Aufgabe der Trainerin / des Trainers, den ersten Schritt zu machen. Dagegen kann in Situationen ohne unmittelbaren Konflikt eventuell abgewartet werden, bis die Spielerin / der Spieler auf die Trainerin / den Trainer zukommt und das Gespräch sucht. Eine offene und klare Kommunikation bedeutet auch, dass keine Versprechungen gemacht werden. Trainer*innen können nicht alle Entscheidungen selbst treffen und sollten den anderen Mitgliedern des Trainerstabs und auch den Spieler*innen Freiräume geben, die Führung der Gruppe zu übernehmen.