Podcast mit Frank Kramer

Analytische Fähigkeiten

Aufgenommen wurde die Folge am 10.03.2023

  1. Trainer*innen erfassen Sachverhalte rasch und bringen diese auf den Punkt. Sie erkennen Tendenzen und Zusammenhänge und leiten Strategien daraus ab.

Frank Kramer über …

… grundlegende Trainerkompetenzen

Fachkompetenz ist die Basis für eine erfolgreiche Trainer*innenarbeit. Darauf aufbauend spielen soziale Kompetenzen eine wichtige Rolle. Trainer*innen müssen empathisch und teamfähig sein, gleichzeitig aber auch konsequent eigene Ideen umsetzen können. Außerdem ist es erforderlich, sich an Bedingungen, die Verein oder Mannschaft vorgeben, anpassen zu können.

… das ideale Trainer*innen-Team

Eine hohe Fachkompetenz ist auch bei Co-Trainer*innen und dem restlichen Trainerstab entscheidend. Alle Trainer*innen sollten gemeinsam als Team auftreten und dies der Mannschaft zu verstehen geben. Dafür ist eine gemeinsame, einheitliche Kommunikationsweise nötig. Auch Loyalität ist innerhalb des Trainer*innen-Teams eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Co-Trainer*innen sollten Cheftrainer*innen  bestmöglich inhaltlich und im Umgang mit den Spieler*innen entlasten. Das gesamte Trainer*innen-Team profitiert von einem offenen Austausch, und jeder kann von jedem lernen.

… Analysen als Spielvorbereitung

Profivereine beschäftigen meist Spielanalyst*innen. Diese leisten Grundlagenarbeit bei der Spielvorbereitung und agieren idealerweise auf Augenhöhe mit dem restlichen Trainer*innen-Team. Ziel ist die gemeinsame Vorbereitung von flexiblen Lösungen, die ein schnelles Eingreifen im Spiel ermöglichen. Dabei ist es wichtig, dass sich das Trainer*innen-Team über die generelle Spielidee einig ist. Über die Analysen findet ein offener Austausch statt, aus dem Strategien hervorgehen. Diese müssen den Spieler*innen einprägsam und verständlich vermittelt werden.

… Daten und Technologien

Trainer*innen sollten sich permanent im Bereich Daten und Technologien fortbilden. Aus der Fülle der vorhandenen Daten müssen relevante Informationen herausgefiltert werden, die das Team weiterentwickeln. Spieler*innen sind heute gewohnt, dass Argumente mit Zahlen und Werten belegt werden. Daten helfen dabei, subjektive Eindrücke zu bestätigen oder zu korrigieren und informierte Entscheidungen zu treffen. Mithilfe von Technologien können Analysen visuell aufbereitet und Daten ansprechend präsentiert werden, zum Beispiel in Form von Videos.

… die Vermittlung von Analysen an Spieler*innen

Die Aufmerksamkeitsspanne von Spieler*innen spielt bei der Kommunikation von Analyseergebnissen eine wichtige Rolle. Kurze, prägnante Videos sind effektiver als lange Analysen. Die Form der Präsentation sollte dabei möglichst variieren, um Überraschungseffekte zu erzielen. Es ist wichtig, dass Spieler*innen das Gefühl haben, dass analysierte Daten für sie relevant sind. Je nach Inhalt müssen Trainer*innen daher entscheiden, ob Analysen der gesamten Mannschaft, Gruppen oder einzelnen Spieler*innen vorgestellt werden. Über Analyseergebnisse kann sowohl positive als auch negative Kritik geäußert werden. Trainer*innen sollten sicherstellen, dass Spieler*innen wissen, dass sich ihre Kritik auf fußballerische Inhalte beschränkt und nicht auf den Menschen abzielt. Dadurch öffnen sich Spieler*innen für Zahlen und Daten und nutzen sie, um sich weiterzuentwickeln.

… die Analyse von Jobangeboten

Wenn Trainer*innen einen Job angeboten bekommen, sollten sie detailliert analysieren, ob eine Passung gegeben ist. Dazu können Informationen über den vorhandenen Trainerstab eingeholt werden. Auch die Struktur des Vereins und dessen Identität spielen eine wichtige Rolle. In Bezug auf den Kader sollte analysiert werden, ob die vorhandenen Spieler*innen das Potenzial bieten, um mit gezielten Maßnahmen eine unmittelbare Wirkung zu erzielen. Auf der anderen Seite sollten auch Sportdirektor*innen beim Trainer-Scouting analytisch vorgehen. Erfahrungswerte und Intuition sind dabei wichtig, sollten aber durch handfeste Daten untermauert werden.

Trainer*innenarbeit ist Teamarbeit. Trainer*innen müssen sich anpassen können, ohne eigene Prinzipien über Bord zu werfen.
Frank KramerSportdirektor der TSG Hoffenheim