Podcast mit Theresa Merk

Dialogfähigkeit und Spielerorientierung

Aufgenommen wurde die Folge am 18.10.2023

  1. Trainer*innen gehen auf einzelne Mitarbeiter*innen und Spieler*innen persönlich ein und berücksichtigen deren Meinung. Die eigenen Sichtweisen und Handlungen kommunizieren sie hierbei klar und überzeugend.

Theresa Merk über …

… Aufgaben und Skills von Trainer*innen

Das Aufgabenfeld von Trainer*innen ist vielfältig. Kommunikation steht im Vordergrund, sei es mit Spieler*innen, innerhalb des Trainer*innen-Teams oder mit der Vereinsführung. Deshalb ist es wichtig, jederzeit dialogfähig zu sein und in Gesprächen Authentizität auszustrahlen. Trainer*innen sollten ihre Kommunikation situativ anpassen und auf einzelne Personen und individuelle Anliegen eingehen.

… aktive Kommunikation und Zuhören

Um einen offenen Dialog zu ermöglichen, müssen Trainer*innen sich ihrer Machtposition bewusst sein und diese verlassen können. Trainer*innen sollten ihren Spieler*innen auf Augenhöhe begegnen. Basis dafür ist eine Kultur, in der Spieler*innen frei ihre Meinung ausdrücken können. Sie müssen das Gefühl haben, dass ihr Input wichtig ist und ernst genommen wird. Trainer*innen sollten regelmäßig kurze Gespräche führen, um mehr über das Befinden der Spieler*innen zu erfahren. Dabei ist das Zuhören entscheidend. Trainer*innen sollten sich immer wieder aktiv hinterfragen, ob alle Spieler*innen in die Kommunikation eingebunden sind. Der Austausch mit Führungsspieler*innen ist dabei besonders intensiv. Gesprächsnotizen helfen, in Folgegesprächen wichtige Punkte wieder aufzunehmen.

… Eigenverantwortung

Spieler*innen sollten auch auf dem Platz ein hohes Maß an Eigenverantwortung übernehmen. Sie haben ein besseres Gefühl dafür, ob der Plan der Trainerin / des Trainers in der Wettkampfsituation funktioniert. Trainer*innen sollten ihre Spieler*innen in Entscheidungen mit einbeziehen. Gemeinsam erarbeitete Konzepte erzeugen mehr Enthusiasmus und werden mit mehr Überzeugung von den Spieler*innen umgesetzt.

… Zielsetzungen

Die Entwicklung der Spieler*innen und des Teams innerhalb der eigenen Spielphilosophie ist das wichtigste Ziel. Negative Spielergebnisse müssen dennoch hinterfragt und aufgearbeitet werden. Um eine permanente Verbesserung zu erreichen, können KPIs in den Bereichen Technik, Taktik, Athletik und Mentalität festgelegt werden. Bei der Erhebung objektiver Daten helfen digitale Tools, aber auch die subjektive Einschätzung des Trainerteams sollte einfließen. Maßnahmen zur Verbesserung sollten gemeinsam mit den Spieler*innen entwickelt werden. Dabei ist es wichtig, Spieler*innen Freiräume bei der Umsetzung zu lassen.

… Fragen als Tool zur Lösungsfindung

Fragen sind ein ideales Tool, um die Gesprächspartnerin / den Gesprächspartner am Gespräch zu beteiligen und zum Reflektieren anzuregen. Aus Einzelgesprächen können Handlungen und Maßnahmen abgeleitet werden, an denen die Spieler*innen aktiv beteiligt sind. Es ist wichtig, dass eine Kultur vorhanden ist, die ehrliche Antworten zulässt und fördert. Trainer*innen sollten einfordern, dass Spieler*innen eigene Lösungen entwickeln. Dabei treten Trainer*innen als Moderator*innen auf, damit nicht immer dieselben Spieler*innen ihre Ideen einbringen, sondern alle beteiligt werden.

… Spielphilosophien

Trainer*innen sollten über eine klare Spielphilosophie verfügen. Spielerprofile sind hilfreich, um abgestimmt auf die Spielphilosophie scouten zu können. Möglicherweise ist das bevorzugte System mit dem vorhandenen Kader aber nicht umsetzbar. Aufgrund finanzieller Zwänge ist es Vereinen häufig nicht möglich, Spieler*innen zu verpflichten, die dem gewünschten Profil entsprechen. Trainer*innen müssen daher in der Lage sein, ihre Spielphilosophie an die verfügbaren Spieler*innen anzupassen.

… individuelle Stärken

Individuelle Fähigkeiten können spielentscheidend sein und sind in Schlüsselmomenten oft wichtiger als Teamfähigkeiten. Es ist daher wichtig, dass Spieler*innen besonders intensiv an Stärken arbeiten, die sie von anderen abheben. Trainer*innen sollten ihren Fokus auf die weitere Ausprägung bereits vorhandener Stärken richten.

Spieler*innen müssen Einfluss nehmen können. Gemeinschaftliche Entscheidungen werden mit mehr Enthusiasmus und Überzeugung umgesetzt.
Theresa MerkCheftrainerin der Frauen des SC Freiburg