Podcast mit Steffen Baumgart
Kommunikationsfähigkeit
Aufgenommen wurde die Folge am 22.03.2023
Trainerin*innen drücken sich verständlich und zielgruppenorientiert aus. Sie gehen wertschätzend auf Gesprächspartner*innen ein, hören gut zu und begegnen Einwänden sachlich.
Steffen Baumgart über …
… die Qualitäten guter Trainer*innen
Es gibt nicht diesen einen Weg, erfolgreich zu sein. Ich glaube, es gibt viele gute Trainer*innen, die nicht immer erfolgreich sind. Kompetenzen unabhängig vom Erfolg sind entscheidend: Man sollte klar sein, eine Idee haben und diese auch vermitteln können. An der Umsetzung in die Praxis scheitert es allerdings oft. Mir haben Trainer geholfen, die mir nicht nur gesagt haben, was falsch war, sondern aufzeigt haben, wie man es besser machen kann.
... wertschätzende Gespräche
Wertschätzung in der Kommunikation ist sehr wichtig. Ich will meinem Gegenüber zeigen, dass ich mit ihm in den Austausch gehen möchte und nicht nur mit ihm rede, um ein Gespräch zu führen. Ich will ihm etwas mitteilen und bin auch bereit, ihm zu zuhören.
… Austausch mit den Spieler*innen
Ich erwarte von meinen Spieler*innen, dass sie mitdenken. Ich gebe vor, wie es gemacht werden soll – sehen sie es aber anders oder können es nicht umsetzen, sollen sie mit mir reden, müssen dann aber auch entsprechende Argumente liefern. In diesen Gesprächen geht es immer darum, etwas zu erreichen. Wir wollen gemeinsam erfolgreich sein. Und dann ist egal, ob ich oder der Spieler recht hat.
… die Berechenbarkeit des Trainers / der Trainerin
Meine Spieler müssen wissen, dass sie meine Jungs sind, egal ob Sieg oder Niederlage. Ich haue sie nicht in die Pfanne, nur weil wir verloren haben, und stelle sie auch nicht auf ein Podest, weil wir gewonnen haben. Jedes Spiel hat positive und negative Szenen und es gilt, sie gemeinsam zu analysieren und nicht nur auf das Ergebnis zu schauen. Trainer*innen sollten Prinzipien haben und unabhängig vom Ergebnis nach ihnen handeln. Haben wir beispielsweise geplant, einen Tag frei zu machen, machen wir es auch nach einer Niederlage.
… das Prinzip der offenen Tür
Kommen die Spieler*innen auf mich zu, ist es egal, ob es stürmt oder die Sonne scheint: Dann finden wir gemeinsam eine Lösung. Sie können mit jeglichen Themen auf uns als Trainer*innen-Team zu kommen. Wenn es familiäre oder private Probleme gibt, sprechen wir darüber und schauen, wie wir eine Lösung finden.
… Autorität und die Rolle als Führungskraft
In Managerschulen geht es oft um Autorität und die Frage: Wie arbeite ich von oben nach unten? So entsteht immer eine Drucksituation: Der eine drückt die Arbeit nach unten und der andere muss sie erledigen. Aber wenn ich es schaffe, meine Mitarbeiter*innen zu begeistern, ihnen das Gefühl gebe, Teil zu sein, dann hat man aus meiner Sicht langfristig mehr Erfolg und gleichzeitig gehen alle entspannter an die Arbeit. Hätte ich den Anspruch, beim 1. FC Köln alles selbst zu entscheiden und zu machen, wären wir lange nicht so erfolgreich wie derzeit. Der Erfolg basiert auf der Zusammenarbeit zwischen Trainer*innen-Team und Mannschaft.
… die Arbeit im Trainer*innen-Team
Wir treffen uns jeweils zwei Stunden vor dem Training mit dem gesamten Team hinter dem Team. Wir sprechen über Verletzungen, ü̈ber Belastungen und was wir wie trainieren wollen. Jede/r hat seine Aufgabe und Kompetenz. Die Spieler haben wir in Kleingruppen geteilt, welche jeweils ihren eigenen Ansprechpartner*innen haben. Ein Co-Trainer kümmert sich beispielsweise um die Gruppe der Verteidiger. Er spricht mit ihnen, analysiert mit ihnen die Spiele und ist auch im Training und neben dem Platz ihr Ansprechpartner.
… eigene Lernerfahrungen
Ich habe relativ früh gemerkt, dass man als Trainer oftmals nicht der Klügste im Raum ist. Es gibt immer jemanden, der bessere Ideen hat. Entscheidend ist, dass man sie in die Planung aufnimmt und ihre Umsetzung ermöglicht.
… gute Laune und schwierige Zeiten
Ich habe noch nie erlebt, dass sich aufgrund meiner schlechten Laune eine Situation verbessert hat. In solchen Momenten geht es darum, den Kopf hochzunehmen und zielgerichtet zu arbeiten. Ohne diese Einstellung wäre ich kein Profifußballer geworden und hätte wahrscheinlich auch nicht Fußballlehrer werden können.
… Coaching im Training
Früher habe ich alles verbal begleitet. Heute verantworte ich die Hauptthemen und halte mich beim Aufwärmen und anderen Inhalten zurück. Ich bin ruhiger geworden, aber bin natürlich da, wenn ich das Gefühl habe, dass beispielsweise die Trainingsintensität nicht hoch genug ist.