Podcast mit Hansi Flick
Spieler- und Mitarbeiterförderung
Aufgenommen wurde die Folge am 04.10.2024
Trainer*innen erkennen die Potenziale und unterstützen ihren Staff und/oder ihre Spieler*innen bei der individuellen Entwicklung.
Hansi Flick über ...
… Erfolg
Für mich hat derjenige Erfolg, der andere erfolgreich macht. Denn für jeden Trainer / jede Trainerin ist Erfolg anders zu definieren. Es macht einen Unterschied, ob ich gerade Coach von Bayern München, Borussia Mönchengladbach oder des VfL Bochum bin. Da müssen wir uns schon das Gesamtpaket anschauen, mit dem der Trainer / die Trainerin umzugehen hat.
… das Team um das Team
Entscheidend für einen Cheftrainer / eine Cheftrainerin ist, ein möglichst starkes Team aus Kolleg*innen und Expert*innen zu haben, das ihn/sie unterstützt und Freiheiten gibt, um seine/ihre individuellen Qualitäten bestmöglich auszuspielen. Es ist elementar, Menschen an seiner Seite zu wissen, die einen gemeinsamen Weg verfolgen, gleiche Ideen, aber auch unterschiedliche Ansätze haben. Denn nur Gleichgepolte um sich zu scharen, die einem sagen, wie toll alles ist, bringt uns nicht weiter. Da hilft eine gewisse Erfahrung, um sich seiner Rolle und seiner Stärken bewusst zu sein und sich selbst realistisch einschätzen zu können. Als junger Trainer hätte ich mich wahrscheinlich auch erstmal verteidigen wollen, wenn ein Kollege / eine Kollegin gegensätzliche Ideen vorbringt. Aber mit den Erfahrungen, die ich machen durfte, kann ich bewerten, dass schlussendlich die Stärke des Teams drumherum entscheidend ist, um erfolgreich zu arbeiten.
… lebenslanges Lernen
Wichtig ist, auch als Cheftrainer*in im Profibereich immer wieder dazulernen zu wollen und sich weiterzuentwickeln. Ein Top-Spieler / eine Top-Spielerin ist nicht automatisch auch ein Top-Trainer / eine Top-Trainerin. Und auch wir Trainer*innen lernen nie aus. Ich bin dankbar für meine Ausbildung und die Erfahrungen, die ich „step by step“ machen durfte. Das war für mich genau der richtige Weg und kam mir entgegen.
… die Bewertung von Menschen
Früher habe ich vieles bewertet – und vieles wahrscheinlich zu Unrecht. Heutzutage bewerte ich wenig oder fast gar nichts mehr, vor allem nicht Menschen, weil jeder anders ist. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass wir alle unterschiedlich sind und dass das vollkommen okay ist: Nicht jede/r muss so sein, wie ich das gerne hätte. Es geht um Stärken und Schwächen, um Akzeptanz und schließlich darum, die Person in den Kontext der Mannschaft einzufügen – egal, um welche Position oder Rolle es geht. Jeder muss sich wohlfühlen, um Leistung zu bringen, und das kann nur, wer so akzeptiert wird, wie er ist.
… Leidenschaft
Wenn das Wetter gut ist und ich mit talentierten und motivierten jungen Menschen zusammenarbeiten darf, ist es fantastisch. Genau das ist es, warum dieser Job als Trainer meine Passion ist. Ich muss das, was ich mache, aus Überzeugung tun und sollte mich dabei auch nicht zu ernst nehmen.
… Kritikfähigkeit
Wichtig ist, Kritik nie persönlich zu nehmen. Letztendlich geht es immer um die Sache und nicht um den Einzelnen. Wenn ich mich entwickeln will, brauche ich Feedback. Das nehme ich auf und reflektiere mich hinsichtlich der Entwicklungsmöglichkeiten oder stelle fest, dass es für mich nicht passt, und verwerfe den Gedanken unmittelbar. Damit dürfen wir uns dann nicht zu lange aufhalten. Auch das gehört zum Handwerkszeug eines Trainers / einer Trainerin.