Linien brechen
Die gegnerischen Ketten aus- und überspielen
Ziel ist es, hinter die gegnerischen Verteidigungslinien und in die torgefährlichen Räume zu gelangen. Eine Herausforderung, der sich alle Topmannschaften der EURO 2024 stellen mussten. Diese bestand vor allem darin, die erste und vorderste Kette zu knacken. Der Gegner steht geordnet und hat alle Spieler hinter dem Ball. Die Angreifer dürfen im Aufbau nicht zu viel Risiko eingehen, da sonst die Gefahr eines Konters besteht.
Wie haben es die Mannschaften gelöst?
Belgien baut in einem 3-2 auf, wobei die erste Aufbaulinie viel Abstand zur vordersten gegnerischen Reihe hat. Ballbesitzer Faes passt zu Vertonghen, der sich vorab nach hinten absetzt.
Mit dem Pass schiebt Rumänien weiter nach vorne. Theate setzt sich nach hinten ab und vergrößert den Raum. Vertonghen passt zu Theate, woraufhin Doku seine Position anpasst und diesem entgegenkommt.
Theate wird unter Druck gesetzt und auch der rechte Außenverteidiger (RV) rückt an Doku heran. Doch als Theate zum Pass ausholt, startet Doku in die Tiefe. Theate spielt einen langen Pass in den Rücken der Abwehr, ...
... den Doku erläuft. Am Strafraum sucht Doku das direkte Duell und spielt eine Hereingabe in die Mitte, die jedoch kein Angreifer verwerten kann.
Nach einem Rückpass zu Akanji setzen sich die Schweizer kollektiv nach hinten ab, vergrößern den bespielbaren Raum und laden Italien zum Vorrücken ein. Akanji passt zu Schär, ...
... setzt sich nach hinten ab und erhält den Ball über das Zentrum umgehend zurück.
Akanji passt direkt zu Embolo in die Tiefe, der viel Raum zwischen den Linien hat.
Der Innenverteidiger (IV) setzt Embolo bei der Annahme unter Druck. Ndoye nimmt das das Vorwärtsverteidigen frühzeitig wahr und beläuft den Raum im Rücken des Verteidigers. Emobolo gelingt es, den Ball zu Ndoye durchzustecken.
Ndoye nimmt den Ball an und mit und bindet den rechten Verteidiger (RV), wodurch Vargas am Flügel anspielbar ist. Ndoye passt zu Vargas, der in Richtung Strafraum dribbelt. Freuler beobachtet die Situation und rückt im erhöhten Tempo nach.
An der Strafraumecke kappt Vargas nach innen und passt zu Freuler, der mittlerweile in den Strafraum nachgerückt ist. Freuler nutzt seinen Dynamikvorteil, nimmt zum Tor mit und schließt erfolgreich aus vollem Lauf ab.
England stellt Spaniens Spielaufbau früh zu. Le Normand passt zu Ruiz in die linke Halbspur, der mit dem Pass bereits angelaufen wird.
Ruiz dreht auf, lässt den Gegner weiter heranrücken und öffnet so den Raum zwischen den Linien. Dort findet er jedoch keine passende Anspieloption, sodass er zur Seite wegdribbelt und zu Innenverteidiger Laporte passt.
Laporte nimmt den Ball nach vorne mit und sucht vergeblich nach einer Anspielstation auf der rechten Spielfeldseite, entgegen der Verschieberichtung des Gegners. Als der gegnerische Stürmer (ST) ihn unter Druck setzt, ...
... entscheidet sich Laporte für das Dribbling nach vorne. Mit dem Dribbling setzt sich Cucurella im Rücken des rechten Mittelfeldspielers (RM) in die Tiefe ab. Der RM bleibt im Raum stehen, orientiert sich zu Laporte und unterstützt so seinen ST.
Zusammen mit dem ST setzt er den andribbelnden Laporte unter Druck. Dieser hat keine Anspielstation, da Cucurella im Deckungsschatten des RM nicht anspielbar ist. Dennoch deutet Laporte mit seiner Körperstellung und seinem Blick einen Pass nach außen an, woraufhin der RM anspringt und einen Schritt nach vorne macht. Laporte nutzt den Moment, dribbelt durch das Fenster der beiden Gegner nach vorne und setzt anschließend Cucurella in Szene.
Nach einem Doppelpass ins Zentrum ist Calafiori erneut in Ballbesitz. Durch seine halboffene Stellung bei der Annahme wirkt es so, als ob er nach hinten spielen möchte. Der Stürmer (ST) schiebt daher weiter nach vorne. Dadurch öffnet sich der Weg durch die Mitte, den Calafiori mit einem Dribbling nutzt.
Anschließend passt Calafiori zu Darmian und setzt sich für ein neues Zuspiel ab.
Darmian passt zurück zu Calafiori, der vom zentralen Mittelfeldspieler (ZDM) unter Druck gesetzt wird. Der Italiener passt mit dem ersten Kontakt zu Di Lorenzo und setzt sich in die Tiefe ab.
Di Lorenzo passt unter Druck zu Jorginho, der ebenfalls gepresst wird. Dadurch öffnet sich ein großer Raum im Rücken der Verteidigenden. Calafiori erkennt den Raum, worauf er sein Tempo verschärft und zum Lauf in die Tiefe ansetzt.
Jorginho, der mittlerweile Druck von zwei Seiten bekommt, sucht den Ausweg nach vorne dribbelt durch die beiden Verteidiger hindurch. Währenddessen setzt Calafiori seinen Lauf in die Tiefe fort, eng verfolgt vom ZDM.
Jorginho, der sich mit seinem Dribbling etwas Freiraum verschaffen konnte, passt nun in den Lauf von Calafiori, der sich mittlerweile vom ZDM absetzen konnte. Dadurch beschleunigt sich der Angriff und die Kroaten müssen sich schnell zum eigenen Tor fallen lassen.
Aus dem Turnier in das Training
Die Devise für das Training lautet: Das Spiel ist der beste Lehrmeister! Viele Fähigkeiten, die Spieler*innen für die Situation benötigen, lernen sie, indem sie diese immer wieder erleben. Die Trainingsform muss eine hohe Wiederholungszahl garantieren und darüber hinaus so konzipiert sein, dass Spieler*innen eigene und unterschiedliche Entscheidungen treffen können.