Gegenpressing
Den direkten Ballgewinn forcieren
Der Moment des Ballverlusts ist der Beginn der Rückeroberung. Je schneller der Ball wieder in den eigenen Reihen ist, desto ungeordneter könnte der Gegner stehen. Ein erfolgreiches Gegenpressing lädt zu vielversprechenden Umschaltsituationen ein. Das bewiesen auch die Mannschaften bei der Europameisterschaft, die nach dem direkten Ballgewinn das Tempo und den Überraschungseffekt auf ihrer Seite hatten.
Wie haben es die Mannschaften gelöst?
Vitinho passt zu Ronaldo, der jedoch umgehend unter Druck gerät und das Zuspiel nicht verarbeiten kann, sodass der Ball beim Innenverteidiger (IV) landet.
Bruno Fernandes schaltet handlungsschnell um und versucht, Druck auf den IV auszuüben. Dieser passt zum zentralen Mittelfeldspieler (ZM) in die Tiefe, ...
... der bei der Annahme von Palhinha gestört wird. Dem ZM gelingt es jedoch, den Ball zum rechten Mittelfeldspieler (RM) weiterzuleiten.
Mit dem Pass geht Mendes ins Vorwärtspressing über, während Palhinha durchläuft und den RM von hinten unter Druck setzt. Der RM entscheidet sich daraufhin für einen Pass in die Tiefe, wo der Stürmer (ST) ein Zuspiel fordert. Pepe erkennt die Situation und rückt an den ST heran.
Der ST kann den Ball jedoch nicht annehmen, weshalb sich Pepe nach hinten absetzen und den Ball erlaufen kann – Ballgewinn Portugal.
Nach einem Ballgewinn kann der zentrale Mittelfeldspieler (ZDM) zum Innenverteidiger (IV) weiterleiten, der jedoch sofort von Pedri unter Druck gesetzt wird. Daraufhin passt er zum rechten Außenverteidiger (RV), der mit dem Zuspiel ebenfalls von Ruiz angelaufen wird.
Der RV entscheidet sich für einen Pass zur Seitenlinie, wo der zentrale defensive Mittelspieler (ZDM) nach einem Lauf anspielbar ist. Cucurella sowie Ruiz rücken sofort heran und üben zu zweit Druck aus.
Ruiz erobert den Ball vom ZDM und dribbelt in Richtung Zentrum, woraufhin Cucurella in die Tiefe sprintet.
Ruiz passt jedoch zu Nico Williams in die Halbspur, der mit seinem Dribbling Druck auf die Restverteidigung ausübt. Mit dem Dribbling setzt sich Morata bereits im Rücken des Innenverteidigers (IV) ab und sucht den Weg zum Tor.
An der Strafraumecke kappt Nico Williams nach innen und spielt eine scharfe Hereingabe in den Strafraum, wo Morata sich mit einem Tempowechsel entscheidend vom IV absetzen kann. Die Hereingabe geht jedoch in den Rücken von Morata, sodass dieser das Tempo rausnehmen muss.
Morata entscheidet sich handlungsschnell für eine direkte Ablage auf Pedri, der aus dem Zentrum in den Strafraum nachrückt und von dort ungehindert abschließen kann.
Mwene flankt scharf zu Schmid in den Zwischenlinienraum, der direkt zum in die Tiefe laufenden Arnautovic passt. Der ballnahe Innenverteidiger (IV) orientiert sich jedoch rechtzeitig um ...
... und blockt den Pass. Den unkontrollierten Ball kann der zentral-defensive Mittelfeldspieler (ZDM) unter Druck von Schmid zum anderen ZDM weiterleiten. Laimer erkennt die Situation frühzeitig und setzt diesen ebenfalls unter Druck.
Daraufhin kann der ZDM nur unkontrolliert mit einem hohen Pass nach vorne klären. Sowohl der Rechtsaußen (RA) sowie Lienhart suchen umgehend den Weg zum ‘losen’ Ball.
Lienhart ist vor dem RA am Ball und kann den Ball sauber zu Seiwald weiterleiten, der den nächsten Angriff einleitet.
Aus dem Turnier in das Training
Neben der richtigen Zweikampftechnik ist vor allem das Timing entscheidend sowie die enge Abstimmung mit den Mitspielern. Inhalte, die sich vor allem in Spielformen entwickeln und verbessern lassen. Die Spieler*innen müssen die Situationen mit einer hohen Wiederholungszahl durchspielen, um die Abläufe zu verstehen und zu verinnerlichen.