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Laufperformance nach dem Corona-Lockdown

Welchen Einfluss hatte die pandemiebedingte Unterbrechung im Frühjahr 2020 auf die Laufleistung in der Bundesliga?

Welchen Einfluss hatte die pandemiebedingte Unterbrechung im Frühjahr 2020 auf die Laufleistung in der Bundesliga?
    • Die unerwartete Saisonunterbrechung durch den Corona-Lockdown im Jahr 2020 führte zu keinen Veränderungen in der Laufleistung in der Bundesliga.
    • Die durchschnittliche Gesamtstrecke pro Team während eines Ligaspiels betrug 115 km, wobei rund 15 km (13%) mit Geschwindigkeiten oberhalb von 17 km/h absolviert wurden.
    • Die Unterbrechung hatte keinen Einfluss auf die Nettospielzeit, welche sowohl vorher als auch nachher bei knapp einer Stunde lag.
    • Die Erhöhung der zulässigen Wechselmöglichkeiten wurde von allen Teams intensiv genutzt.
Abstract

Die hier vorgestellte Studie ging der Fragestellung nach, ob die pandemiebedingte Unterbrechung der Bundesliga während der Saison 2019/20 zu Veränderungen bei zentralen Laufleistungsparametern geführt hat. Hierfür wurden die 25 Spieltage vor dem Lockdown mit den verbliebenen neun Spieltagen nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs verglichen. Für die Gesamtdistanz, die hochintensive Distanz sowie die Sprintdistanz zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede. Lediglich bei der durchschnittlichen Spitzengeschwindigkeit konnte eine Veränderung, im Sinne eines leichten Anstiegs, nachgewiesen werden. Allerdings ist dieser Unterschied von begrenzter praktischer Relevanz, da die entsprechende Effektstärke nur gering war. Neben der erhöhten Anzahl möglicher Auswechslungen begründen die Autoren die Studienergebnisse insbesondere mit den positiven Effekten der zwangsläufig stattgefundenen Individualisierung des Trainings sowie der Tatsache, dass die Spieler während der Pause optimal regenerieren konnten.

Rückblende: COVID-19 und die Bundesliga im Frühjahr 2020

Die Rückrunde der Bundesligasaison 2019/20 wurde erheblich von der COVID-19-Pandemie beeinflusst und zwang die Deutsche Fußball Liga (DFL) am 13. März 2020 dazu, den Spielbetrieb vorerst auszusetzen. Nach mehrmaliger Verlängerung der Spielunterbrechung wurde die Saison schließlich am 16. Mai 2020 unter strengen Hygieneauflagen mit dem 26. Spieltag fortgesetzt und innerhalb von nur sechs Wochen zu Ende gespielt. Zu Beginn der 66-tägigen Zwangspause war ein reguläres Mannschaftstraining für mehrere Wochen ausgeschlossen, sodass sich die Spieler zunächst nur in Form eines individuellen Heimtrainings und später im Kleingruppentraining fit halten konnten. Erst in den letzten beiden Wochen vor dem Neustart kehrten die Teams ins reguläre Mannschaftstraining zurück. Vor diesem Hintergrund haben sich die Autoren einer aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichung mit der Frage beschäftigt, inwiefern sich diese Situation auf die Mannschaftslaufleistung in den Ligaspielen ausgewirkt hat.

Studie basiert auf den offiziellen Spieldaten der DFL

In der Studie wurden alle 34 Spieltage der Bundesligasaison 2019/20 berücksichtigt. Somit gingen in die Auswertung 306 Spiele ein, von denen 225 vor und 81 nach dem Lockdown stattfanden. Da immer zwei Teams beteiligt waren, ergab sich für jeden Parameter eine Gesamtstichprobe mit der jeweils doppelten Anzahl von Datenpunkten (612; davon 450 vor und 162 nach dem Lockdown). Grundlage der Forschungsarbeit waren die offiziellen Spieldaten der Bundesliga, welche im Auftrag der DFL von der ChyronHego AG mittels eines kamerabasierten Trackingsystems bei allen Spielen erhoben werden. Dabei wird die zentimetergenaue Position aller Spieler mehrfach pro Sekunde erfasst und im Nachhinein wird daraus eine Fülle leistungsrelevanter Parameter (z. B. Laufstrecken, Geschwindigkeiten, Abstände, etc.) berechnet. Da die Auswertung in dieser Untersuchung auf Mannschaftsbasis erfolgte, wurden die Laufstrecken aller eingesetzten Spieler eines Teams in jedem Spiel addiert. Neben der Gesamtstrecke wurde zusätzlich die Strecke im hochintensiven Bereich (17-24 km/h) sowie die Sprintstrecke (≥ 24 km/h) analysiert. Weiterhin ermittelten die Wissenschaftler die durchschnittliche Spitzengeschwindigkeit anhand des Mittelwerts der Maximalgeschwindigkeiten innerhalb einer Mannschaft.

Die Ergebnisse

Eine vergleichende Darstellung der Laufleistung vor und nach dem Corona-Lockdown ist TAB. 01 zu entnehmen. Der Vergleich der Mittelwerte (t-Test) ergab keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Zeiträumen hinsichtlich der absolvierten Strecken in den untersuchten Geschwindigkeitsbereichen. Die durchschnittliche Gesamtstrecke pro Team und Spiel lag unverändert bei etwa 115 km. Davon wurden in beiden Untersuchungszeiträumen 11 km (9,5%) im hochintensiven Bereich und circa 4,3 km (3,8%) im Sprinttempo zurückgelegt. Bei der durchschnittlichen Spitzengeschwindigkeit war ein leichter Anstieg von 0,28 km/h zu verzeichnen. Obwohl dieses Ergebnis als einziges statistisch signifikant war (p < 0,01), ist die praktische Relevanz, aufgrund der geringen Effektstärke (ES = 0,3), nur sehr begrenzt. Eine wichtige Voraussetzung für die Zulässigkeit des Vergleichs war die Gleichheit der Nettospielzeit in beiden Untersuchungszeiträumen. Diesbezüglich fanden die Forscher keine statistisch relevanten Unterschiede (vgl. TAB. 01).

Zusatzaspekt Verletzungsanalyse

Ein weiterer Teilaspekt der Untersuchung bestand in der Analyse der Verletzungen [z. B. (neuro-) muskuläre Verletzungen, Hirnverletzungen, Verletzungen an Sehnen, Bändern oder Knochen], die während der Spiele aufgetreten sind. Dies geschah auf Basis der Angaben eines Online-Fußball-Portals (Transfermarkt.de), welches zwar als seriös und aktuell eingestuft werden kann, aber dessen Validität im wissenschaftlichen Kontext noch nicht vollumfänglich nachgewiesen wurde. Daher wurde das Verletzungsgeschehen bei der Datenanalyse nur deskriptiv betrachtet. Letztlich ergab sich eine ähnliche Anzahl von Verletzungen pro Mannschaft und Spiel vor (0,29 ± 0,55) und nach dem Lockdown (0,28 ± 0,50), was die Befunde einer aktuellen Studie von Krutsch und Kollegen [1] bestätigt.

Erhöhung des Auswechselkontingents

Um der begrenzten fußballspezifischen Vorbereitungszeit Rechnung zu tragen und eine physische und psychische Überlastung der einzelnen Spieler zu vermeiden, hat die FIFA eine wichtige Regeländerung vorgenommen und die Anzahl der möglichen Auswechslungen von drei auf fünf pro Spiel erhöht. Da diese Möglichkeit auch tatsächlich von allen Mannschaften intensiv genutzt wurde (durchschnittliche Anzahl von Auswechslungen pro Mannschaft und Spiel: 4,29 ± 0,36), ist davon auszugehen, dass die Einwechslung „frischer“ Spieler (insbesondere in der zweiten Halbzeit) ebenfalls dazu beigetragen hat, das läuferische Niveau aufrechtzuerhalten.

Fazit

Da die Laufperformance und das Verletzungsaufkommen stabil geblieben sind, kann nach Meinung der Autoren davon ausgegangen werden, dass die fußballspezifische Fitness der Spieler durch die COVID-19-bedingte Unterbrechung nicht gravierend beeinträchtigt wurde. Vielmehr stellte jene eine gute Gelegenheit dar, vollständig zu regenerieren und an individuellen körperlichen Defiziten zu arbeiten. In Kombination mit der Erhöhung der Wechselmöglichkeiten reichten die getroffenen Maßnahmen offensichtlich aus, zumindest aus physischer Sicht, gut gewappnet für den engen Spielplan nach dem Lockdown zu sein und die kurze fußballspezifische Vorbereitungsphase zu kompensieren.

Die Inhalte basieren auf der Originalstudie „Physical match performance and injuries in professional soccer before and after the COVID-19 break“, die 2021 in „Science and Medicine in Football" veröffentlicht wurde.

Literatur

  1. Thron M., Härtel, S., Woll, A., Ruf, L., Gross T., Altmann, S. (2021). Physical match performance and injuries in professional soccer before and after the COVID-19 break. Science and Medicine in Football, Volume 5, Issue sup1.
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    1. Krutsch, W., Hadji, A., Tröß, T., Szymski, D., Aus der Fünten, K., Gärtner, B., Alt, V., & Meyer, T. (2021). No increased injury incidence in the German Bundesliga after the SARS-CoV-2 virus lockdown. Arch Orthop Trauma Surg, 1–8. Advance online publication.

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