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Der Footbonaut: Hightech-Tool für die Talente von morgen
Eignet sich der Footbonaut zur Leistungsdiagnostik im Nachwuchsfußball?
- Der Footbonaut ist ein Hightech-Tool, das als Trainings- und Testinstrument der fußballspezifischen Leistungsfähigkeit eingesetzt werden kann.
- Der Footbonaut beansprucht sowohl technisch-motorische als auch perzeptuell-kognitive Fertigkeiten/Fähigkeiten.
- Ältere Nachwuchsleistungsspieler schneiden generell besser im Footbonaut ab als jüngere Spieler, vor allem hinsichtlich der Handlungszeit und des Gesamtscores.
- Ab dem 15. Lebensjahr unterscheidet der Footbonaut nicht mehr so deutlich zwischen den Leistungen der Altersklassen.
- Der Footbonaut erlaubt eine valide und zuverlässige Diagnostik von fußballspezifischen Fertigkeiten.
Abstract
Die meisten Leistungstests im Nachwuchsbereich können lediglich eine oder nur wenige fußballspezifische Fertigkeiten standardisiert erheben und haben mit der Dynamik des Wettspiels wenig gemein. Abhilfe verschafft möglicherweise der Footbonaut. Dabei handelt es sich um ein Hightech-Tool, das mehrere wichtige fußballspezifische Fertigkeiten/Fähigkeiten wie Ballannahme, Passgenauigkeit sowie Handlungsschnelligkeit kombiniert bei Nachwuchsspielern trainieren und testen kann. Eine Studie aus Deutschland hat das Testinstrument unter die Lupe genommen und auf seine Verlässlichkeit hin überprüft. Der Analyse zufolge stellt der Footbonaut ein zuverlässiges Tool dar, mit dem über mehrere Jugendaltersklassen hinweg Leistungsunterschiede festgestellt wurden.
Die Dynamik des Spiels simulieren
Angenommen, Sie sind Trainer im Nachwuchsfußball. Sie haben den Auftrag, einen Test zu entwickeln, der die fußballspezifische Leistungsfähigkeit bestimmt. Wie würden Sie das anstellen? Natürlich könnte man einzelne Fertigkeiten der Spieler mit bekannten Methoden testen: Zum Beispiel das Passspiel durch den Loughborough Soccer Passing Test (LSPT) oder physisch-technische Fertigkeiten durch den PT-Test [1,2]. Derartige Tests haben allerdings eine entscheidende Problematik: Sie testen isolierte Fertigkeiten und sind weniger repräsentativ für die dynamischen Anforderungen, die der Wettkampf tatsächlich mit sich bringt [3]. Abgesehen von einigen geschlossenen Fertigkeiten wie dem Schießen von Freistößen müssen Fußballer im Spiel eine Kombination aus Fähigkeiten und Fertigkeiten abrufen, die Lösungsmöglichkeiten für sich ständig ändernde Spielsituationen unter variablen Bedingungen darstellen.
Der Footbonaut: eine intelligente „Surround-Ballmaschine“
Wie aber könnten Elemente des komplexen Wettspiels simuliert werden, um fußballspezifische Leistungsfähigkeit zu testen? Ist der Footbonaut dazu in der Lage? Dieses 14 x 14 Meter große Trainings- und Testinstrument stellt im Grunde eine intelligente „Surround-Ballmaschine“ dar. Der Footbonaut hat eine quadratische Struktur, dessen Seiten sich aus 72 Quadraten zusammensetzen. Jede der vier Seiten besitzt zwei Ballmaschinen, aus denen Bälle mit bis zu 100 km/h zufallsverteilt ausgespielt werden können und 16 Quadraten, die als Zielfelder dienen.
Der Spieler steht in der Mitte der Kunstrasenfläche und bekommt nach einem akustischen und visuellen Signal einen Ball von einer der acht Ballmaschinen zugespielt. Gleichzeitig leuchten ein oder mehrere Zielquadrate auf, in die der Ball möglichst schnell gespielt werden soll. Am Ende einer Testsession bekommt der Spieler die Anzahl der Treffer, die Handlungszeit, die Lokalisierung der angesteuerten Zielfelder und einen daraus berechneten Gesamtscore angezeigt.
Hier geht es zum Beispielvideo des Footbonauts der TSG Hoffenheim.
Wahrnehmen – Entscheiden – Handeln
Weil der Footbonaut sowohl technische Fertigkeiten (erster Kontakt, Passspiel, Richtungswechsel) als auch perzeptuell-kognitive Elemente (Informationsaufnahme und -verarbeitung visueller und auditiver Signale) anspricht und durch die zufallsverteilte Ballausspielung zusätzlich ein gewisses Maß an Unvorhersagbarkeit mit sich bringt, kommt er dem dynamischen Charakter des realen Wettspiels recht nahe.
Ob der Footbonaut allerdings auch zuverlässig zur Leistungsdiagnostik und somit als Instrument bei der Talentidentifikation eingesetzt werden kann, haben Forscher der Universität Saarbrücken mit Unterstützung des Think Tanks der DFB-Akademie untersucht. Dabei richteten Adam Beavan und Kollegen ein Augenmerk darauf, ob mit dem Footbonaut Leistungsunterschiede bei Spielern verschiedenen Alters unter Einhaltung der Gütekriterien für Tests ausgemacht werden können.
Ältere Nachwuchsspieler punkten besser, aber...
Nachwuchsleistungsspieler aus acht verschiedenen Altersgruppen (U 12–U 23) absolvierten Leistungstests mit dem Footbonaut. Die Testspieler hatten die Aufgabe 32 zugespielte Bälle (50 km/h) so schnell und so präzise wie möglich zu verarbeiten und in die Zielfelder zu spielen. Jeder Spieler absolvierte zwei Testdurchgänge mit einer zwischengeschalteten 15-minütigen Pause. Nach jedem Durchgang wurde den Spielern die Testergebnisse mitgeteilt (s. Abb. 01).
Ältere Spieler zeigten im Allgemeinen bessere Leistungen im Vergleich zu jüngeren Spielern. Allerdings waren die Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Spielern bei der Variable Anzahl der Treffer weniger ausgeprägt als bei der Handlungszeit und dem Gesamtscore.
Eine deutliche Zäsur bei den Leistungen stellten die Forscher ab dem Alter von 15 Jahren fest. Dieses „Leistungsplateau“ nach dem 15. Lebensjahr entspricht auch den Ergebnissen neuerer Studien: Eine Analyse der Leistungsentwicklung hochtalentierter Nachwuchsspieler innerhalb des DFB-Talentförderprogramms verdeutlichte, dass bedeutsame motorische Leistungssteigerungen zwischen der U 12 und der U 15 auftraten [4]. In einer anderen Studie verbesserte sich die Dribbling-Leistung der Spieler zwischen der U 13 und der U 15. Auch hier wurde ein Leistungsplateau nach der U 15 beobachtet [5].
Ist der Footbonaut zur Leistungsdiagnostik geeignet?
Die Testergebnisse zeigen: Der Footbonaut ist grundsätzlich ein verlässliches Instrument, um fußballspezifische Fertigkeiten über verschiedene Altersgruppen hinweg messen zu können (s. Abb. 02). Beispielsweise stellte sich der Gesamtscore bei einem Vergleich der beiden Testversuche als robuster Wert heraus, das heißt: Auch bei Wiederholungen derselben Testperson ergeben sich stets ähnliche Leistungswerte (s. Abb. 02).
Niedriger Gesamtscore, wo liegt der Fehler?
Neben den Vorteilen, die der Footbonaut mit sich bringt, bestehen Einschränkungen die nicht außer Acht gelassen werden sollten. Der Footbonaut gibt keine Auskunft darüber, ob beispielsweise ein unzureichender erster Kontakt oder eine mangelhafte Passtechnik zu einem niedrigen Gesamtscore führt. Zusätzliche Videoaufnahmen des Spielers könnten hilfreich für eine detaillierte Fehleranalyse sein.
Darüber hinaus kann nicht geklärt werden, ob eine höhere Leistung der älteren Spieler auf eine bessere perzeptuell-kognitive oder physische Fähigkeit im Vergleich zu jüngeren Spielern zurückzuführen ist. Außerdem sei zu bedenken, dass der Footbonaut als Trainings- und Leistungstestinstrument recht kostspielig und darum für die meisten Fußballvereine nicht erschwinglich ist. Nicht zuletzt haben technomotorische Testbatterien ihre Berechtigung.
Die Inhalte basieren auf der Studie "The Footbonaut as a new football-specific skills test: reproducibility and age-related differences in highly trained youth players.", die 2018 im Journal "Science and Medicine in Football" veröffentlicht wurde.
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Literatur
- Beavan, A., Fransen, J., Spielmann, J., Mayer, J., Skorski, S., & Meyer, T. (2018). The Footbonaut as a new football-specific skills test: reproducibility and age-related differences in highly trained youth players. Science and Medicine in Football, 1-6.Studie lesen
Ali, A., Williams, C., Hulse, M., Strudwick, A., Reddin, J., Howarth, L., ... & McGregor, S. (2007). Reliability and validity of two tests of soccer skill. Journal of sports sciences, 25(13), 1461-1470.
Studie lesenRostgaard, T., Iaia, F. M., Simonsen, D. S., & Bangsbo, J. (2008). A test to evaluate the physical impact on technical performance in soccer. The Journal of Strength & Conditioning Research, 22(1), 283-292
Studie lesenSerpiello, F. R., Cox, A., Oppici, L., Hopkins, W. G., & Varley, M. C. (2017). The Loughborough Soccer Passing Test has impractical criterion validity in elite youth football. Science and Medicine in Football, 1(1), 60-64.
Studie lesenLeyhr, D., Kelava, A., Raabe, J., & Höner, O. (2018). Longitudinal motor performance development in early adolescence and its relationship to adult success: An 8-year prospective study of highly talented soccer players. PloS one, 13(5), e0196324.
Studie lesenHuijgen, B. C. H. (2013). Technical skills, the key to succes? A study on talent development and selection of youth soccer players.