Ein Team werden und bleiben

Teambuilding-Maßnahmen bei den Nationalmannschaften 

Der Sommer 2024 steht im Zeichen der großen Turniere. Den Auftakt macht die A-Nationalmannschaft der Herren mit der Europameisterschaft im eigenen Land. Es folgen die Frauen, die ab Ende Juli in Frankreich um olympische Medaillen spielen. Die besten Spielerinnen und Spieler kommen zusammen. Ein starker Kader ist aber noch lange kein gutes Team! Teambuilding ist wesentlich, um die sportlichen Herausforderungen als große Gruppe gemeinsam anzugehen. Hans-Dieter Hermann, Sportpsychologe der A-Nationalmannschaft der Herren, sowie Christoph Herr, sein Pendant beim Team der Frauen, haben in ihrer Funktion bereits Turniererfahrung. Sie wissen, worauf es beim Teambuilding ankommt und unter welchen Bedingungen die Maßnahmen nachhaltig und erfolgsversprechend sein können. 

Hans-Dieter Hermann:

Teambuilding dient in erster Linie der Kommunikation und der Vertrauensförderung der Spieler untereinander, so dass sie als Team noch besser zusammenwachsen. Typischerweise finden sie nicht auf, sondern abseits des Fußballplatzes statt. Spaß ist ein wichtiger Faktor, aber noch entscheidender ist ein bestimmtes Aha-Erlebnis, das eine Botschaft sendet, die in Erinnerung bleibt. Wir haben beispielsweise zur Vorbereitung auf die diesjährige EM einen Nachmittag bei und mit einem Sondereinsatzkommando trainiert. Die Spieler haben hautnah erlebt, was es bedeutet in Sekundenbruchteilen eine Situation zu erkennen, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für seine Kollegen zu übernehmen. Die Botschaften waren sehr klar: Schwierige Einsätze bekommt man nur perfekt abgestimmt hin und auch nur dann, wenn man sich gegenseitig schützt und maximal vertrauen kann. Sie haben uns dabei auch gezeigt, wie man unter maximaler Anspannung ohne Worte kommunizieren kann, so dass jeder Beteiligte weiß, dass der andere bereit ist. Diese Erlebnisse lassen sich gut in den Fußball übertragen und sind zum Beispiel dann nachhaltig, wenn der Trainer das eine oder andere Wording übernimmt und in Ansprachen daran erinnert."

Christoph Herr:

Im Grunde ist jedes Teambuilding individuell und abhängig von der sich immer wieder verändernden Dynamik durch unterschiedliche Charaktere und deren eigenen Situationen zu betrachten. Es gibt zwar ähnliche Herangehensweisen oder Muster wie zum Beispiel das gemeinsame Lösen einer Herausforderung oder das Kreieren von gemeinsamen Erlebnissen, aber dies ist meist losgelöst von der Art eines bedeutungsvollen Turniers. Ein erwähnenswerter Aspekt in Bezug auf die Olympischen Spiele ist allerdings, dass man als Mannschaft Teil des gesamten „Team Deutschland“ ist. Solch ein weltbedeutendes Festspiel des Sports hat auch für viele Fußballer*innen eine gewisse Magie, zusammen mit und für andere Sportler*innen das Beste zu geben. Hier werden oft in der Vorbereitung auch Athlet*innen oder Erfolgsgeschichten außerhalb des Fußballs mit einbezogen, um sich auf so ein Turnier einzuschwören."