Wissen
Erste Hilfe im Nachwuchsfußball
Was gehört in den Sanitätskoffer?
- Verletzungsgeschehen von 73 bayrischen Nachwuchsteams (Alter: 8-18 Jahre) über eine Saison ermittelt.
- Prellungen, Verstauchungen und Hautverletzungen gehören zu den drei häufigsten Verletzungen.
- Checkliste für die Inhalte des Sanitätskoffers sinnvoll.
- Ein richtig ausgestatteter Sanitätskoffer kostet ca. 90 € und deckt 100 % der beobachteten Verletzungen ab.
- Die Mehrheit der Trainer ist für die Durchführung der Erste-Hilfe-Maßnahmen selbst verantwortlich.
Abstract
Um Verletzungen während des Wettkampfs zu behandeln, ist eine ausreichende Erste-Hilfe-Ausrüstung unerlässlich. Gerade im Nachwuchsfußball ist diese oftmals unvollständig bzw. ungeeignet ausgestattet. Im Rahmen einer Studie wurden Nachwuchsteams in Bayern eine Saison lang begleitet. Die registrierten Verletzungen zeigen auf, welche Bestandteile in einem Sanitätskoffer auf gar keinen Fall fehlen dürfen.
Schnell verletzt, schnell geholfen
Eine kleine Unachtsamkeit, ein etwas zu enthusiastischer Zweikampf: Sportartübergreifend und auf den Freizeitsport bezogen sind Kinder und Jugendliche verletzungsanfälliger als Erwachsene [1, 2]. Das kann u. a. auf proportional größere Köpfe und wachsende Gelenkknorpel, die anfälliger bei Belastungen sind, zurückgeführt werden [2]. Gerade bei jungen Spielern ist es deshalb wichtig, schnell und korrekt Erste Hilfe zu leisten (z. B. PECH-Regel), um langfristige Schäden zu vermeiden.
Eine Studie aus dem Jahr 2014 hat die Erste Hilfe im Nachwuchsfußball unter die Lupe genommen. Werner Krutsch vom Universitätsklinikum Regensburg und Kollegen kommen dabei zu dem Schluss, dass die Ausstattung im Erste-Hilfe-Koffer derzeit häufig nicht ausreicht und dass Trainer besser in der ersten Hilfe ausgebildet werden sollten.
Häufig leichte Verletzungen
Die Autoren haben für die Studie 73 Jugendmannschaften in Bayern (Spieleralter zwischen acht und 18 Jahren) eine Saison lang begleitet und die Verletzungen während dieser Zeit dokumentiert. Dabei zeigte sich, dass die häufigsten Verletzungen vor allem Prellungen, Verstauchungen und Hautverletzungen an Beinen und Füßen waren. Insbesondere traten diese während eines Spiels am dominanten Bein durch Kontakt mit anderen Spielern auf. Schwerere Verletzungen, wie Brüche oder Zahnverletzungen zeigten sich seltener.
Der Erste-Hilfe-Koffer
Bei der Untersuchung der medizinischen Ausstattung wurde festgestellt, dass immerhin ein Großteil (61 von 73 Teams, 84 %) der Mannschaften über einen Erste-Hilfe-Koffer verfügen. Der Inhalt passte jedoch häufig nicht zu den aufgetretenen Verletzungen. Die Autoren empfehlen deshalb eine Ausstattung, die für insgesamt unter 90 € erworben werden kann (Preisabfrage: 2014, s. ABB 01).
Die aufgelistete Ausstattung in der Abbildung 01 reichte der Studie nach aus, um 100 % der aufgetretenen Verletzungen zu behandeln.
Auf Hilfsmittel wie Stethoskope oder Larynxmasken sollte dabei genauso verzichtet werden, wie auf Medikamente, wie Schmerzmittel oder lokale Betäubungsmittel. Diese sollten nur von medizinisch geschultem Personal eingesetzt werden, das im Notfall schnell geholt werden sollte. Dies gilt gerade im Hinblick darauf, dass fast die Hälfte der Mannschaften den Nachwuchsspielern Zugang zu dem Koffer gewährten.
Ein Trainer, viele Rollen
Die Autoren stellten weiterhin fest, dass in den meisten Fällen (60 %), die Trainer der Jugendteams für die Erste-Hilfe-Koffer verantwortlich waren. Nur in 11 % der Fälle war dies ein Arzt. Auch die Erste Hilfe selbst muss häufig von den Trainern geleistet werden. Die Autoren empfehlen deshalb, Trainern in ihrer Ausbildung noch gezielter in der Ersten Hilfe, aber auch in der Unfallprävention zu schulen. Bestenfalls findet ein Unfall schließlich gar nicht erst statt. Die Inhalte basieren auf der Studie "First aid on field management in youth football.", die 2014 im Journal "Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery" veröffentlicht wurde.
Weiterführendes Wissen
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Literatur
- Krutsch, W., Voss, A., Gerling, S., Grechenig, S., Nerlich, M., & Angele, P. (2014). First aid on field management in youth football. Archives of orthopaedic and trauma surgery, 134(9), 1301-1309.Studie lesen
Franklin, C. C., & Weiss, J. M. (2012). Stopping sports injuries in kids: an overview of the last year in publications. Current opinion in pediatrics, 24(1), 64-67.
Studie lesenAdirim, T. A., & Cheng, T. L. (2003). Overview of injuries in the young athlete. Sports medicine, 33(1), 75-81.
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