Analyse internationaler Spitzenvereine
Atlético Madrid 2013/2014
Erster Meistertitel des Hauptstadtclubs im 21. Jahrhundert
18 Jahre hatte Atlético Madrid auf diesen Moment warten müssen – auf die Rückkehr an die Spitze des spanischen Vereinsfußballs. Für die zehnte nationale Meisterschaft hatte der Club einen langen Anlauf nehmen müssen. Nach dem letzten Triumph 1996 war Atlético tief gestürzt, zwischenzeitlich bis in die zweite Liga. Erst Trainer Diego Simeone gelang es, nach seiner Amtsübernahme 2011 wieder ein Team mit Titelambitionen zu formen. Die Krönung folgte im Sommer 2014: mit dem Meistertitel und dem Einzug ins Finale der Champions League.
Schon zu Beginn der erfolgreichen Reise unter Trainer Simeone stand Atlético für einen ganz besonderen Spielstil. Sie pflegten das Image der unermüdlichen Krieger, die bereit waren, die Grenzen des Einsatzes und der eigenen Leistungskraft immer weiter nach oben zu verschieben. Atlético stand für eine intensive Spielweise. Für aggressives Pressing und leidenschaftliche Defensivarbeit. Attribute, die den Hauptstadtclub nicht nur auf den Sockel der spanischen La Liga hievten, sondern auch ins Finale der Champions League. Folglich absolvierte das Team eine strapaziöse Saison mit zahlreichen englischen Wochen. Der Verdacht liegt nahe, dass Simeone dafür auf einen breiten Kader und ein ausgeklügeltes Rotationsprinzip vertraute. Die Daten, die wir in unserer Analyse erhoben haben, zeigten dann jedoch ein ganz anderes Bild: Der Coach formte einen Kreis aus acht Spielern, die jeweils mindestens mehr als 66 % der Gesamtspielzeit in allen Wettbewerben absolvierten. Vier dieser Akteure erreichten diesen Wert sogar im Hinblick auf die gemeinsame Spielzeit und bildeten das Kernteam. Im Rahmen unserer Analyse, in der wir alle Einsatzzeiten von 2013 bis 2019 erfasst haben, gab es nur ein einziges Team, das in der Kategorie "alle Wettbewerbe" noch mehr Kernspieler aufbieten konnte: der FC Liverpool in der Spielzeit 2018/2019.
Ein Quartett im Dauereinsatz
La Liga: Acht Spieler nahezu unverzichtbar
Ein Blick auf die Einsatzzeiten in der nationalen Liga: die vier genannten Spieler bildeten mit fünf weiteren Leistungsträgern das erweiterte Kernteam und ein starkes Fundament. Die ersten acht Akteure bestritten jeweils 82 % aller Spielminuten in der heimischen Meisterschaft. Ein Wert, den kein anderes Team im Rahmen der Untersuchung auch nur annähernd erreichen konnte. Diese hohe Konstanz schien die Spanier in dieser Spielzeit auszuzeichnen. Simeone setzte neben Courtois, Juanfran, Gabi und Miranda vor allem noch auf Godin, Koke, Costa, Luis und Villa – und wurde nicht enttäuscht. Der Erfolg gab dem Trainer Recht. Auch im Vergleich mit anderen Teams, die in der nationalen Mannschaft eine hohe Konstanz in den Startformationen aufwiesen, ragte Atlético heraus.
Koke und Godin: Die ewigen Konstanten
Spielzeit der Kernteams: Atléticos nächster Bestwert
Acht Spieler umfasste das erweiterte Kernteam der Madrilenen im Hinblick auf alle Spiele der gesamten Saison. Gemeinsam stand diese Auswahl in 35,9 % aller Spielminuten auf dem Platz. Auch diesen Wert hat die Simeone-Elf im Quervergleich zu den anderen Teams exklusiv. Der nächste Beweis dafür, dass es sich bei den Spaniern in der Saison 2013/2014 um eine eingespielte Gemeinschaft handelte. Der Blick auf die Spiele in der nationalen Meisterschaft zeigt ein ähnliches Bild. Hier kamen die acht am meisten eingesetzten Spieler sogar auf einen Wert von 45,4 %. Atlético schien die Konstanz gepachtet zu haben – der eigenen intensiven und laufaufwendigen Spielweise zum Trotz.