Philosophie
In den letzten Jahren haben sich die praktischen Anwendungen von funktionaler Neurologie und Neurowissenschaften als wertvolle Unterstützung im Sport erwiesen und beginnen sich zunehmend auch im Spitzenfußball zu etablieren. Der neurozentrierte Ansatz stellt das Gehirn und das Nervensystem in den Mittelpunkt des Trainings und kann dazu beitragen, die Bewegungsqualiät der Sportler*innen nachhaltig und effektiv verbessern.
Warum wir neurozentriert trainieren
Das neurozentrierte Training bietet verschiedene Interventionsmöglichkeiten. Mit diesen verfolgt die DFB-Akademie DFB-Akademie vor allem drei Ziele:
Unser Gehirn ist das zentrale Steuerorgan aller Bewegungen und Gedanken. Somit ist es auch für unsere fußballerischen Leistungen und Fähigkeiten verantwortlich. Wissen über neuronale Funktionsweisen hilft uns, an den Schlüsselstellen unserer Leistung zu trainieren und so bessere sportliche Ergebnisse zu erzielen. In welcher Art und Weise sich unser Gehirn weiterentwickelt, können wir durch gezieltes Training bewusst beeinflussen. Dabei müssen wir beachten: Jedes Gehirn ist einzigartig wie ein Fingerabdruck. Somit müssen auch die Übungen individuell auf den jeweiligen neuronalen Status quo und die Struktur des Nervensystems abgestimmt sein. Dadurch lassen sich Limitierungen aufheben und die Bewegungsqualität des Sportlers verbessern.
Das Nervensystem verarbeitet jeden Stimulus sofort und zeigt eine Reaktion darauf. Aus dieser Reaktion, die der Körper auf die gesetzten Reize zeigt, können direkt Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der vorangegangen sensorischen Übungen gezogen werden. Bei Plateaubildung in der Entwicklung oder anhaltenden körperlichen Problemen (z.B.: zu hoher Muskeltonus oder Schmerzen) kann ein genauerer Blick auf die Sinnesorgane und deren Reizwahrnehmung und Verarbeitung hilfreich und effektiv sein.
Neuronale Plastizität
Das Gehirn steht im Mittelpunkt aller Betrachtungen. Bis heute ist die Funktion unseres Steuerorgans nicht vollständig erforscht und in der Komplexitität kaum zu beschreiben. Sicher ist jedoch: es lernt und verändert sich ständig. Das ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Das Gehirn ist darauf ausgelegt, sich immer wieder neu anzupassen. Das heißt, es ist trainier- und formbar – und wir können durch unser tägliches Training bestimmen wie. Wenn unser Gehirn und Nervensystem entwickelbar ist, dann sind es unsere fußballerischen Fähigkeiten auch.
Nicht optimale, ineffiziente Bewegungsabläufe, Techniken, Wahrnehmungs- und Handlungsmuster können unsere sportliche Leistung und Entwicklung hemmen. Als Ursachen kommen sensorische Defizite oder ungünstige Gewohnheiten in Frage. Wenn das Zusammenspiel unserer Systeme nicht perfekt funktioniert, merken wir das nicht unbedingt, da unser Gehirn vieles zunächst kompensieren kann. Das Gehirn möchte so effizient und sparsam wie möglich arbeiten und automatisiert nach einer gewissen Zeit seine Abläufe und Gewohnheiten. Deshalb ist es nicht einfach, seine erlernten Muster zu verändern. Für Veränderung braucht das Gehirn mehr Ressourcen und Energie. Das Prinzip, ständig zu lernen und sich verbessern zu wollen, sollte zur Gewohnheit werden. Denn durch ständiges Lernen werden wir im Lernen besser.
Sind wir ineffizient in unserer Wahrnehmung, in der Verarbeitung von Informationen oder in unseren Handlungen, sei es durch sensorische Defizite oder ungünstige Gewohnheiten, verfestigen wir falsche Bewegungsabläufe und Techniken. Diese führen zu Blockaden in unserer sportlichen Entwicklung. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Doch sie macht uns klar, wie entscheidend die Gesundheit und Grundlage der sensorischen Verarbeitung ist. Wir können auch sehr gut im Kompensieren werden, doch das ist viel anstrengender und dadurch nicht so effizient.
Unser Experte Jan-Ingwer Callsen-Bracker
Jan-Ingwer Callsen-Bracker
Jahrgang: 1984
Neurozentriertes Training
behielt als Bundesliga-Abwehrchef stets die Nerven und sucht nun nach den Gründen. Kann stundenlang über Fußball und die Funktionalität des menschlichen Gehirns fachsimpeln. Braucht derzeit noch genauso lange für jeden Dienstreiseantrag und jede Reisekostenabrechnung. Schafft aber beides, da er Willenskraft und Beharrlichkeit zu seinen Stärken zählt.
Der 169-malige Bundesligaspieler kam während seiner Karriere mit den Prinzipien des Neurozentrierten Trainings in Kontakt. Er entdeckte die Vorteile in der Verletzungsprävention und der Rehabiliation, die ihm dabei halfen, gesund und leistungsfähig zu bleiben und seinen Körper gezielter auf die Anforderungen des Profifußballs auszurichten. Als Praktiker fand er Zugang zu der Wissenschaft und gibt seine Erfahrung nun als Experte weiter.